Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten (Geodäsie/Vermessung)

Hannes_arc @, Friday, 31.08.2018, 15:21 (vor 2276 Tagen)

Hallo zusammen,

ich hoffe ich bin hier richtig. Ich suche nach Vorschlägen wie man effizient etwa 120 Punkte am Boden einer Industriehalle (Gesamtlänge: ca. 60m, Breite: ca. 20m) millimetergenau finden und markieren kann, um dort Bodenmarkierungen anzubringen. Da ich kein Fachmann in Vermessungstechnik bin wende ich mich an euch, da ich hier vielleicht gute Vorschläge hinsichtlich Vorgehen und eingesetzter Technik bekomme.

Kurz zur Herausforderung:
Wir müssen Markierungen am Boden einer Industriehalle anbringen. Diese Markierungen müssen millimetergenau auf dem Boden geklebt werden. Es sind etwa 120 Markierungen die vorgenommen werden müssen. Wichtig sind nur die Koordinaten in x und y, die Höhe in z ist nicht relevant.

Wie wir bisher vorgegangen sind:
Wir besitzen ein
- Leica Builder 309 (Link)
- Leica GPR105, Doppelseitiger Reflektor, Flachprisma (Link)

Wir haben zuerst die Totalstation anhand der Bau-Achse der Halle ein gemessen. Danach ist eine Person mit dem Reflektor auf dem Boden "herumgerobbt" und hat diesen auf den ungefähren Bodenpunkt gehalten, während die zweite Person den Reflektor mit der Totalstation anvisiert und gemessen hat. Danach hat die Person an der Totalstation der Person in der Halle gesagt um wie viele cm/mm der Reflektor noch in x/y +/- versetzt werden muss. Der "Bodenrobber" hat das dann mit einem kleinen Maßband versucht zu versetzen. Das ganze wurde dann so lange wiederholt bis der gemessene Wert mit der Totalstation auf den Millimeter genau dem Zielwert entsprach. Dann konnte der "Bodenrobber" an diesem Punkt die Markierung setzen.

Letztlich ist dieses Vorgehen enorm zeit-, und personenaufwendig und darüber hinaus sehr zermürbend auf Dauer. Da wir uns im Bereich der Messtechnik leider nicht allzu gut auskennen, wussten wir auch nicht ob es evtl. bessere Instrumente oder Technische Hilfsmittel für diesen Anwendungsfall gibt. Ich hoffe mir kann hier in diesem Forum irgendwie geholfen werden.

Dankeschön

Beste Grüße
Hannes

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

HemmTB, Friday, 31.08.2018, 18:16 (vor 2276 Tagen) @ Hannes_arc

Hallo Hannes

An der Vorgehensweise kann man leider nichts ändern, wird bei uns genauso gemacht. Allerdings nutzen wir auf Holzklötzchen geklebte Reflektorfolien oder im reflektorlosen Modus einen Zollstock, die sind einfach handlicher. Außerdem kommt es auch immer auf das Augenmaß des "Bodenrobbers" an, ob er die Anweisung 3 mm rechts, 5 mm hinter korrekt umsetzt. Ansonsten kann es ganz schön dauern, bis das Gerät 0,000 m anzeigt.

Gruß Torsten

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

rafl, Friday, 31.08.2018, 21:49 (vor 2275 Tagen) @ HemmTB

Es gibt hierfür ein ganz pfiffiges Hilfsmittel:
https://www.meterriss.de/absteckhilfe-rs95-und-rs96.html

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

Eddi, Saturday, 01.09.2018, 11:13 (vor 2275 Tagen) @ Hannes_arc

Hallo,
ich kenne den Builder nicht wirklich, aber falls der ein Absteckprogramm hat, sollte es doch möglich sein, zunächst die Sollrichtung zum abzusteckenden Punkt einzustellen. In diese Richtung weißt Du den armen Kerl am Boden genau ein und mißt die Strecke. Im Normalfall zeigt Dir das Tachymeter die Differenz zur Sollstrecke und Du kannst den Reflektor verschieben lassen und bei Bedarf wieder in die Sollrichtung einweisen. Das Spiel wiederholen, bis der Punkt in der Sollrichtung und die Streckendifferenz Null ist. Jetzt den Punkt vermarken, nochmal aufmessen und mit den Sollwerten y/x vergleichen. Sollte der Builder das nicht liefern, geht es auch mit jedem besseren Taschenrechner und ist wohl schneller als das von Dir beschriebene Verfahren.
Was mir aufgefallen ist, ich hoffe, Du meinst mit "millimetergenau" nicht wirklich eine Absteckung mit einem Punktfehler von einem Millimeter? Anhand der Daten des Builder komme ich auf einen von etwa 3,4 mm und das ohne Berücksichtigung der Standpunktbestimmung, ohne Zentrierfehler usw.
Aus meinen Erfahrungen würde ich daher schätzen, dass Du mit diesem Instrument reell höchstens eine Genauigkeit von 3 bis 5 mm erreichen kannst!

Eddi

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

dias, Vogtland, Monday, 03.09.2018, 07:47 (vor 2273 Tagen) @ Eddi

Hallo Hannes,

liegen einige Punkte auf einer Linie bzw. Achse? Oder alles wild durcheinander...?

Wenn Punkte auf einer gemeinsamen Linie liegen ist es oft schneller, wenn man nur
den Anfangs- und Endpunkt sauber mit dem Tachy absteckt, dann die Linie markiert
bzw. darstellt (Richtschnur, Schlagschnur, Richtlaser, Linienlaser etc.), und dann
die dazwischen liegenden Punkte mit einem präzisen Laserentfernungsmesser einmisst
bzw. entlang der Linie absteckt. Natürlich muss man sich dazu vorher die entspr.
Abstandsmaße ermitteln.

Gute Laserentfernungsmesser kommen auf 1-2 mm Genauigkeit, je nach Entfernung. Das
sollte reichen und ist nicht ungenauer als euer Builder.

Um danach sicherzugehen dass alles passt kann man ja am Ende einige Punkte
mit dem Tachy überprüfen.


Viele Grüße!
Matthias

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

derMoeller, Monday, 03.09.2018, 19:16 (vor 2273 Tagen) @ Hannes_arc

Vielleicht mach ich jetzt einen auf Spielverderber aber...
ihr müsst auf den letzten mm abstecken und nutzt dafür ein Leica-Builder 309? Meiner Ansicht nach gänzlich ungeeignet. Die Standardabweichung beträgt mit dem genannten Reflektor bereits mehrere mm
Hinzu kommt der menschliche Einfluss beim aufhalten, markieren und kleben. Sollte da ein Punkt tatsächlich mal richtig sein, wäre dies absoluter Zufall.

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

Jean, Thursday, 13.09.2018, 17:33 (vor 2263 Tagen) @ Hannes_arc

Hi,

auch ich kann bestätigen, dass ein Leica Builder 309 absolut ungeeignet ist, um damit millimetergenau abzustecken. Millimetergenau bedeutet die einfache Standardabweichung, also 2/3 deiner Messungen. Um 99,75% zu bekommen musst du also auf 1/3 Millimeter arbeiten.
Kurzum, - unmöglich mit diesem Instrument. Da hilft auch keine geschickte Messanordnung, bei der du die doch sehr begrenzte Genauigkeit des Instruments "umgehen" kannst.
Dazu kommt noch deine Messausrüstung....etc.

Aber auch wenn die Zielsetzung +/-5mm lautet wird das mit dem Builder sehr sportlich.
Ich würde da eher auf ne Robotik setzen, z.B. TS15/TS16 (1";). Die hat keinen "Knick in der Optik" und ermüdet nicht.
Dazu solltest du noch ein Prisma mit Umkehrpunkt über der Kippachse des Prismas wählen, um Schiefstellungen des Prismas in der Ausrichtung zum Instrument nicht negativ mit einfließen zu lassen.

Und...und ...und...

Die endgültige Genauigkeit steht und fällt mit der schwächsten Komponente!!


Viel Erfolg noch!

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

Sebastian @, Monday, 17.12.2018, 13:25 (vor 2168 Tagen) @ Hannes_arc

Hallo Hannes,

Du benötigst dafür einen Fachmann, der die Absteckung in der notwendigen Genauigkeit und Geschwindigkeit für Dich ausführen kann.

Wir machen solche Arbeiten regelmäßig, haben das notwendige Equipment und Personal für diese Arbeiten.

In der Praxis lassen sich diese Anforderungen gut erfüllen, auch wenn die Theoretiker jetzt mit Steinen schmeissen mögen. Alles unter 1mm erfordert ein völlig anderes Equipment und ein völlig anderes Markieren der Punkte.

Also nicht selbst machen, sondern einen Fachmann beauftragen.

PS: 40 Punkte die Stunde sollte er schon können... :-D

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

Eddi, Tuesday, 18.12.2018, 10:43 (vor 2167 Tagen) @ Sebastian

Hallo,
höre ich da eine gewisse Ironie raus?
Nicht jeder Praktiker, der seine Erfahrungen und das Fehlerfortpflanzungsgesetz miteinander kombinieren kann, ist ein Theoretiker.
Es stand auch nie in Frage, dass man Genauigkeiten < 1 mm bei einer Absteckung realisieren kann, es ging nur um die einzusetzenden Geräte und Technologien.
Schön, dass wenigstens Ihr das beherrscht!

Eddi

Sinnvolles Vorgehen zum millimetergenauen finden von Punkten

Sebastian, Sunday, 23.12.2018, 06:20 (vor 2162 Tagen) @ Eddi

Natürlich ist da eine gewisse Ironie enthalten.

Schreib doch mal in ein Angebot rein, dass Du solche Absteckungen auf 2, oder gar Millimeter garantierst. Der Auftrag wird an denjenigen vergeben, der dem Auftraggeber 1 Millimeter versprochen hat.

Diese Firmen siehst Du dann mit Leica Builder, CS15, 1205er, Trimble S6 usw. auf den Baustellen rumflitzen...

Glaube mir, schon die Wahl der richtigen Reflexfolie hat einen deutlichen Einfluss auf das Resultat. Da "verlierst" unserer Erfahrung nach schnell mal einen Millimeter und auch deutlich Geschwindigkeit.

Bei solchen Aufgabenstellungen beides Faktoren, welche maßgeblich für Deinen wirtschaftlichen Erfolg sind. Sofern man solche Aufgaben nicht zukünftig verstärkt automatisiert ausführen lässt.

RSS-Feed dieser Diskussion